Freitag, 31. Juli 2015

It's done

Es ist vollbracht! Ich gehöre zu den Finishern der Craft BIKE Transalp 2015!!

Das war es also, das legendäre und härteste Mountainbike-Etappenrennen der Welt! Und ganz ehrlich, die Etappen sind dem meiner Meinung nach definitiv gerecht geworden. Ich habe viel positives, aber auch etwas negatives über die Transalp zu berichten.

Nachdem Frank mir 2 Tage vor der Abreise leider absagen musste (der Schock war extrem groß) und ich auch nach vielen Telefonaten und Nachrichten keinen Ersatz aus dem Umfeld finden konnte, machte ich mich mit meiner Freundin gemeinsam auf den Weg nach Ruhpolding zum Start, da ich nach Rücksprache mit der Rennorganisation als Individual Finisher antreten durfte. Nach der Akkreditierung im Eisstadion und bei bestem Wetter haben wir uns noch etwas die Stadt angesehen und sind dann ins Hotel nach Inzell gefahren. Ich möchte eines vorweg nehmen, die Organisation des Hotelservices von Host hat immer einwandfrei funktioniert! Man hat die einzigartige Stimmung richtig genießen und aufsaugen können, spätestens bei der Pasta-Party. Am Sonntag morgen ging es dann pünktlich um 9 Uhr los, wieder bei bestem Wetter. Da das Team Alptraum lediglich aus mir bestand, habe ich mir gedacht, Frank trotzdem irgendwie immer dabei zu haben, auch wenn nur Platz für ein Bild in meinem Rucksack war :)


Fr mich galt es erstmal nur abzuwarten, um zu sehen, wie so ein Rennen gefahren wird und was mich überhaupt erwartet. Die erste Etappe war soweit absolut okay. Technisch bestanden keine größeren Herausforderungen für mich, lediglich die Länge von 101,88 km machte mir bei der Hitze etwas zu schaffen. Ich erreichte das Ziel in 6:37.07, wobei die 2 Platten mindestens 30-40 Minuten gekostet haben. Ich hatte nämlich nur einen Schlauch dabei und musste mir den anderen von einem Teilnehmer besorgen.


Der zweite Tag bereitete mir dann doch etwas mehr Bauschmerzen, da es unter anderem durch den Bikepark in Leogang ging, doch es war ein riesen Spaß. Natürlich musste man extrem aufpassen, aber wenn man bewusst fährt und es nicht übertreibt, dann sollte eigentlich nichts passieren. Auf dieser Etappe ist mir dann auch bewusst gewurden, wie gefährlich dieser Sport sein kann. Mehrere Verletzte am Streckenrand bereiteten mir auf den Abfahrten das eine oder andere mal ein mulmiges Gefühl und man bremste dann doch wieder etwas früher. Mein Tacho zeigte mir auf dieser Etappe eine maximale Geschwindigkeit von 122 km/h an, ob das so angehen kann? Das Ziel erreichte ich nach 6:09.13.


Auf die Königsetappe der Transalp hatte ich schon von vornherein keine Lust! Denn wir mussten am Tag zuvor schon relativ viel schieben, da der Wurzeltrail nass war (vor meinen Augen ist ein Arzt auf dem Motorcrossbike den Abhang hinunter gestürzt, ihm ist aber nichts passiert) und ein Teilstück war so steil, das ebenfalls geschoben werden musste.





Die dritte Etappe war offiziell mit etwas mehr als 3 km Tragen/Schieben gekennzeichnet und ich dachte mir schon, dass ich definitiv mehr schieben musste. So kam es dann auch! Ab der 1. Verpflegung wurde eigentlich nur noch geschoben, auf den 1. Berg rauf, wieder etwas runter, um den Berg herum, zum Tauernkreuz hinauf und wieder runter! Ich habe fast 3 Stunden mein Rad geschoben bzw. getragen. Ich war ziemlich angepisst! Einige werden sagen, dass das normal ist und dazu gehört. Für mich persönlich und auch für die meisten, die sich in meinem Umfeld befunden haben, hat das nichts mit Mountainbiken zu tun (die Profis haben sich für dieses Stück Wander/Laufschuhe angezogen, auf die Idee hätte ich auch mal kommen sollen). Aber irgendwann hatte ich diese Passage auch hinter mir. Ich persönlich hatte keinen Blick für die Aussicht oder die Natur, mir war einfach absolut alles scheißegal!
Der nächste Punkt, der mich an dieser Etappe gestört hat, war die Entfernung der 1. zur 2. Verpflegung! In meinem Fall waren es fast 5,5 Stunden und das bei bestem Wetter, auch hier hörte ich den Unmut vieler Athleten. Zum Glück hatte ich immer 3 Liter Iso bei mir!
Die letzten beiden Stunden bin ich durch ein Gewitter gefahren und ja, ich hatte teilweise echt die Hosen voll. Wenn du auf ca. 1.200 Meter Höhe durch strömenden Regen, starke Windböen fährst und von vielen Blitzen begleitet wirst, kann das schon einmal sein :) Desweiteren bin ich zum größten Teil alleine gefahren. Als ich nach 10:23.03 im Ziel war, war mir eigentlich klar, das ich körperlich die Transalp schaffen kann, wenn nichts blödes passiert. Über 40 Teams haben diese Etappe nicht beendet! Im Ziel hat jeden Tag meine Freundin auf mich gewartet und mich mit meinen Flip Flops und einem Kakao begrüßt. Die erste Handlung war immer: Raus aus den Schuhen! Ich habe durch das Schieben mehrere fette Blasen bekommen, die äußerst schmerzhaft waren und sich zum Teil entzündeten.
Die vierte Etappe war wieder okay. Diesmal musste man wesentlich weniger schieben als am Vortag und die 16 km Trail bergab waren auch in Ordnung. Man muss hier ganz klar sagen, dass auch die Trails zum Teil in einer anderen Liga spielen und den Anspruch der Transalp unterstreicht. Insofern musste ich auch immer einige Meter runterschieben, da der Anspruch für mich und für sehr viele andere einfach zu hoch war. Man hatte ja auch noch etwas vor sich :) So endete diese Etappe für mich in 7:06:28.
Die fünfte Ettape hat mich mental an meine Grenzen gebracht. Ich habe herausgefunden, dass so ein Sägezahnprofil mit 3.137 hm nichts für mich ist. Es ging nur rauf oder runter, dazu noch sehr steil. Der kröhnende Abschluss war für mich die 10 km lange asphaltierte Abfahrt in das Ziel bei strömenden Regen und 11 Grad. Ich war echt bedient und kam zitternd und unterkühlt im Ziel an. Nach wieder einmal 7:09.01 auf dem Bike war ich einfach nur noch am Ende und noch nie so nahe dran abzubrechen, doch meine Familie und meine Freundin redeten mir das natürlich kurzerhand aus.

So startete ich erst lustlos zur 6. Etappe, die für mich letztendlich aber einfach nur geil war. Ich musste nicht einen Meter schieben und die drei Anstiege waren wie gemacht für mich, lang aber nicht zu steil! Perfekt! Ich kam mit einem Lächeln in Levico Terme an, hab mein Rad an die Seite gestellt und bin erstmal in den See gesprungen! Ich war wieder glücklich und wie! Nur noch einmal beißen, nur noch eine Etappe bis Riva! Wahnsinn! Die Zeit betrug 6:19:53 (inkl. einem Platten).

Doch dann kam der letzte Berg auf der letzten Etappe! Das war der Punkt, an dem ich richtig sauer war, vielleicht zu Recht, vielleicht auch zu Unrecht! Mir egal! Der letzte Berg war nochmal über 1.500 hm hoch und so extrem steil, dass selbst die Pros diesen nicht fahren konnten! Wir haben den Anfang des Berges bis zur 1. Verpflegung geschoben (zwischendurch konnte man mal 25 Meter fahren), dann wurde es etwas flacher (fahrbar) und zum Ende wieder so steil, dass man erneut absteigen musste. Die letzte Enduro Challenge war ebenfalls die anspruchsvollste von allen und ich war einfach nur noch happy, als ich diese unfallfrei überstanden hatte. Während des Schiebens und dem Austausch mit den anderen Bikern habe ich mir vorgestellt, wie schön es wäre, in Riva anzukommen, die Stimmung zu genießen, das Erlebte mit meiner Freundin und Freunden zu teilen, in den See zu springen und sich rechtzeitig für die Abschlussparty fertig machen zu können. Es war die letzte Etappe! Warum stellt man uns so einen scheiß Berg in den Weg??? Wenn man den wenigstens hätte fahren können - aber schieben?! Das kostet einfach nur wertvolle Zeit, die man als Finisher am Ende des Tages besser nutzen sollte.

Natürlich war ich doch glücklich auf den letzten Metern nach Riva, es war wie auf Wolken, einfach unbeschreiblich, aber was bleibt, ist Unverständnis meinerseits über diese letzte unnötige Hürde. Der Tag endete für mich nach 7:39.52 mit einem Sprung in den Gardasee. Bääm! Finisher!

Ich wurde natürlich häufig gefragt, wie es war. Meine Antwort ist kurz und knapp: Einfach nur krank, bergauf sowie bergab! Die Transalp gehört mit Sicherheit zu den härtesten Etappenrennen der Welt! Ich würde so schnell nicht noch einmal teilnehmen, wie ich in einem halben Jahr drüber denke, weiß ich nicht, aber dieses Getrage und Geschiebe hat mir einfach keinen Spaß gemacht, auch wenn der Rest einfach nur unglaublich ist.

Zum Thema Vorbereitung: Ich habe gemerkt, dass ich auf den Steigung bis 5 % immer richtig flott unterwegs war, wurde es zunehmend steil > 10 % fiel es mir immer schwerer. Meine Trittfrequenz pendelte zwischen 40-45 und der letzte Gang musste herhalten. Ich habe mich aber zu keiner Zeit körperlich schwach oder schlecht gefühlt. Trotzdem würde ich bei einer erneuten Teilnahme auf jeden Fall mehr trainieren und, wenn es passt, in eine Region fahren, um genau solche Berge zu fahren, die bei der Transalp bewältigt werden müssen.

Mein persönlicher Rat für sportliche Menschen, die im flachen Land wohnen: Fahrt 5.000 km mit dem Rennrad oder MTB ab dem 1.1 und ihr seid fit genug, um die Transalp zu schaffen. 

Zum Schluss möchte ich mich bei meiner Freundin bedanken, die mich in der gesamten Zeit ertragen und unterstützt hat, sowie häufig aufgrund des Trainings auf mich verzichten musste. Ebenfalls möchte ich mich bei dem Delius Klasing Verlag bedanken, die mir diese Teilnahme nun letztlich ermöglicht hat.

Mal sehen was als nächstes kommt....


Liebe Grüße

Team Alptraum

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